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17. März 2015

Santa Ana - ist El Salvador wirklich so gefährlich?


4.-7. Februar 2015

Ivan fuhr mit uns in einem der gefürchteten roten Stadtbusse zum Busterminal und kurze Zeit später saßen wir schon im Direktbus zur Grenze. Der Grenzübergang von San Cristobal Frontera (Guatemala) nach San Cristobal (El Salvador) war einer der entspanntesten bis jetzt. Stempel Ausreise, Stempel Einreise, fertisch. Fast keine Leute und keine Hektik. Ein paar Meter weiter steht auch schon der Bus, der uns in einer Stunde nach Santa Ana bringt. Wir werden irgendwo in der Stadt rausgeschmissen und müssen uns hier zurecht finden. Wir haben ein paar Einwohner, wie es aussieht, die zwei schwierigsten Fragen der Welt gestellt: Wo befinden wir uns? und wo finden wir das Hostel Casa Verde? Und als wir ihnen den Stadtplan vor die Nase gehalten haben, waren sie mehr als überfordert. Gott sei Dank, kommt ein Junge, der uns in eine Richtung zeigt. Nach ein paar Blocks haben wir unser Ziel immer noch nicht gefunden und der Rutzel zieht allein los, während Nadine und Frau Rutzel mit dem Gepäck am Straßenrand warten. Ein paar Minuten später kommt er zurück mit einer guten und einer schlechten Nachricht. Die gute war, dass er das Hostel gefunden hat und dort Paddy, den Australier den wir in Xela Anfang Dezember kennengelernt haben, getroffen hat. Die schlechte war, dass der Dorm dort bereits ausgebucht war. So mussten wir eine Nacht im Hotel Livingston verbringen, das mit seinem riesen Parkplatz eher einem Motel/Stundenhotel glich.

Am nächsten Tag sind wir dann in dem besten Hostel, das wir bis jetzt gesehen haben, eingezogen. Ja, wir würden sogar behaupten, dass Casa Verde das beste Hostel in ganz Zentralamerika ist. Der Besitzer hat an alles, was ein Backpacker braucht gedacht und kein einziges Detail vergessen. Der große Dorm hat nur sechs Betten, neben jedem Bett steht eine Ablage, wo man Rucksack und Schuhe abstellen und sein Handtuch aufhängen kann. In den Locks gibt es Steckdosen, wo man in Abwesenheit seine Elektrogeräte aufladen kann, inkl. USB-Anschluss! Zwei vollausgestattete und sehr saubere Küchen warten auf Selbstversorger wie wir. Draußen lädt der kleine Pool zum Abkühlen und die Tische in dem schönen Hof zum Quatschen mit den anderen Reisenden ein. Es ist herrlich hier, man will gar nicht aus dem Hostel raus. 

Was aber sehr schade gewesen wäre, denn in El Salvador haben wir nur nette und freundliche Menschen getroffen. Für uns ist es schon jetzt das Land des Lächelns in Zentralamerika. Das haben wir hier nicht unbedingt erwartet. Das Land gilt als einer der "gefährlichsten" in Zentralamerika, was aber der organisierten Bandenkriminalität zuzuschreiben ist. Aber mit einem guten Cocktail aus gesundem Menschenverstand, ein bisschen Vorsicht, ein gutes Bauchgefühl und mit einem netten Lächeln lässt sich El Salvador gut bereisen. Und wenn einem als Tourist etwas passiert, dann war man leider zur falschen Zeit am falschen Ort.

Einer der Sehenswürdigkeiten in der Nähe von Santa Ana ist der Parque Nacional Los Volcanes mit den drei Vulkanen - Cerro Verde, Santa Ana und Izalco. Wir wollen auf den Santa Ana, aber vorher muss sich Frau Rutzel noch um Laufschuhe kümmern. Sie hatte ihre, aufgrund altersbedingter Erscheinungen, vor ein paar Tagen entsorgt. Eine nette Schweizerin aus dem Dorm benötigte Flip-Flops. Also tauschten die beiden für diesen Tag Laufschuhe gegen Flip-Flops. Auch wenn die Schuhgröße etwas variierte. Frau Rutzels "grosser Onkel" hat endlich mal richtig Platz zum atmen :-). Um 7:30 Uhr ging es mit dem Bus los. Die Fahrt an sich ist schon ein Erlebnis, immer und wieder sehen wir den schönen Kratersee Lago de Coatepeque, ein absoluter Zungenbrecher :-). Nach ca. 2 Stunden erreichen wir den Parkeingang und schon beim aussteigen denken wir, wir werden gleich wegfliegen. Der Wind ist so stark, dass er den Aufstieg zum Gipfel unmöglich macht. Wir sollten warten, ob sich die Situation ändert und wir doch hoch laufen dürfen. Aber auch nach einer Stunde sieht es nicht besser aus und die Touristenpolizei entscheidet, dass wir als eine kleine Entschädigung den Abstieg zum Fuss des Izalco's unternehmen können. Ist zwar nicht das gleiche, aber wenn wir jetzt schon mal hier sind... let's go. Unten angekommen müssen wir an den Vulkan Arenal in Costa Rica, mit seinem Lavagestein denken. Und natürlich auch an Claudi, Melli und Miro, mit denen wir dort 2009 zusammen waren. Der Wind ist auch hier unten so stark, dass man sich festhalten muss, wenn man über die Steine kraxelt. Es ist irgendwie für die Psyche nicht sehr von Vorteil  erst mal abzusteigen, denn danach kommt der Aufstieg. Pfuiiii, das hat sich gezogen... Wieder oben auf der Straße wurde uns noch einen Aussichtspunkt gezeigt, von dem man einen wunderschönen Blick über den ganzen Kratersee hat. Von dort aus geht es zu einem verlassenen Hotel. Das Hotel wurde gebaut, damit die Gäste nachts den Lava spukenden Cerro Verde beobachten können. Ja, aber die Rechnung ging nicht auf, denn der Vulkan hat, kurz nachdem das Hotel fertig war, aufgehört zu brodeln. Man kann Gott sei Dank nicht alle Geschäfte auf Kosten der Natur machen. 

Die ganze Zeit im Park begleiteten uns zwei nette Polizisten - ohne Polizeieskorte geht hier gar nix - und erzählten uns mehr über die Gegend als unser eigentlicher "Guide". Die drei Polen, die mit Nadine, Silke und uns die Tour machen, sind so nett und nehmen uns in ihrem Auto mit nach unten mit zum See, obwohl wir dann zu siebt wie in einem Hühnerkäfig rein gequetscht sind. Da am See fast alles privatisiert ist, muss man hier "Eintritt" bezahlen um die Seeluft zu schnuppern. Ohne uns, wir behalten den Ausblick von oben in sehr guter Erinnerung und fahren nach einem gemeinsamen Mittagessen mit dem Bus zurück in die Stadt.

So schön es auch im Hostel ist, wir entscheiden uns nach Suchitoto zu fahren, wo jedes Wochenende ein Kunstmarkt stattfinden soll. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Der Hotelbesitzer Carlos hat uns höchstpersönlich die drei Blocks bis zur Bushaltestelle gefahren. Wir sitzen in dem Bus und warten bis er los fährt. Das hat so ungefähr eine halbe Stunde gedauert und in dieser Zeit haben sich mindestens 100 Händler durch den Gang durch gequetscht. Es wurden Tomaten, Zwiebeln, Kuchen, Süßigkeiten, Batterien, Einwegrasierer und alles mögliche verkauft. Und gekauft. Unser Favorit ist die unschlagbare Kombination 3 in 1 - Zahnpasta, Zahnbürste und Knoblauch. Als wir endlich los fahren kommt auch einer, der das Wundermittel verkauft, das dein Darm von Parasiten befreien wird, die du bekommst wenn du Pupusas ist. Was hier in El Salvador jeder tut, denn das ist ein Nationalgericht. Und die Leute lassen sich bequatschen und kaufen den Mist. Was sollen wir sagen...

Für die ungefähr 60 km Strecke benötigen wir mehr als 6 Stunden, denn wir müssen 2 mal umsteigen. Somit sind wir genauso schnell oder langsam wie Tom und Alex, die wir im Casa Verde kennengelernt haben. Die zwei sind mit ihren schwer beladenen Fahrrädern seit April 2014 unterwegs und haben ihre "Radkarierre" in Oregon, USA gestartet. Falls ihr euch für ihre Route interessiert, könnt ihr in ihrem Blog (hier) reinschauen.

Endlich in Suchitoto angekommen, fragen wir uns wo die ganzen Leute, die am Wochenende wegen dem Kunstmarkt hierher kommen, sind? Die Stadt scheint wie ausgestorben. Und unter der Woche sollen viele Hostels und Restaurants geschlossen sein. Na, dann sind wir aber froh, dass wir am Samstag angekommen sind. Nachdem wir nach langem Suchen endlich ein vernünftiges Hostel gefunden haben, wollen wir ein wenig die Stadt erkunden und herausfinden, wo der verdammte Kunstmarkt stattfindet. Das Städtchen mit seinen gepflasterten Straßen und bunten Häuser ist echt süß, aber von Kunstmarkt ist weit und breit nix zu sehen. Nur ein paar Stände vor der Kathedrale mit Holzschmuck und Kreuzen. War das alles? Vermutlich ja. Am nächsten morgen war ein bisschen mehr los in der toten Hose... aber wir entschieden nach San Salvador zu fahren, um dort die Freunde von Ivan, Ceasar und Jorge zu treffen. Am Abend möchten wir dann in El Tunco sein. Die Pazifikküste mit ihren breiten Stränden und hohen Wellen wartet schon auf uns. Vamos a la playa!


1 Kommentar:

  1. Hey Mariyana & Niels,

    Thanks for the shoutout to our blog! We hope that you guys are still having a great time on your travels.

    Right now we're a quite a bit behind with our blog but in our latest entry we got you covered as well: http://southbycycle.com/2015/03/31/pedaling-to-pupusa-paradise/.

    Cheers,
    Tom & Alex

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