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21. Dezember 2014

Regen und Haferbrei - wir geben alles für die Maya-Stadt Palenque


24. - 28. November 2014

Vor uns steht die erste lange Fahrt in Mexiko, die von Merida nach Palenque, an. Wir haben zwei von den letzten vier Tickets für den Bus ergattert, deshalb dürfen wir ganz hinten, neben der Toilette sitzen. Da es keine Alternativen gibt, müssen wir mit einem 1. Klasse Bus fahren. Nicht, dass das schlecht ist, aber bei mehr als 30€ für ein Ticket ist das ganz schon teuer. Nach 4 Filmen (auf spanisch mit spanischem Untertitel), 2 Grenzübergängen durch die Bundesstaaten Tabasco und Chiappas - bei denen wir beide male unsere Pässe zeigen dürfen (sehen wir denn so verdächtig aus?) - und 9 Stunden Sitzfleisch, sind wir endlich in Palenque angekommen.

Wenn man nach Palenque kommt, muss man sich entscheiden, wo man bleiben möchte - in der Stadt Palenque oder in einer der Unterkünfte, die sich entlang der 8km Strecke bis zu den Maya-Stätten reihen. Wir haben uns für die Stadt entschieden und im Yaxkin Hostel übernachtet. Seeeehr kleine Zimmer, das gleiche gilt für die Toiletten. Frei nach dem Motto: Knie küssen Türe. Also, nix für gross gewachsene wie Miro oder Fred. Das Hostel liegt im Grünen und kann sehr ruhig sein (man sieht sogar Agutis im Garten), wenn nicht gerade die Straße gepflastert wird und ein Gebäude nebenan per Hand abgerissen wird. Die fleissigen Arbeiter warten natürlich nicht, bis wir wach sind. Nein, die Bauarbeiten fangen schon vor dem ersten Hahn um 5:00 Uhr an. Da ist ein ruhiger Schlaf nicht mehr möglich. Das Städtchen an sich ist ganz nett, endlich mal ein paar Hügel zu sehen - Palenque liegt im Hochland von Chiapas. Die Leute hier, vor allem die Menschen mit indigenem Hintergrund, wirken auf uns etwas reservierter als wir es bis dato in Mexiko gewöhnt sind. Irgendwie schauen sie uns misstrauisch an, sogar wenn wir sie anlächeln und begrüßen. Aber kein Wunder, wenn man bedenkt wie sie bis jetzt und immer noch von den „Weißen Gringos“ behandelt werden. Viele von ihnen arbeiten auf den Kaffeeplantagen in der Region für ein Hungerlohn. Das ist echt ungerecht und traurig… 

Gedanken, die uns seit Beginn unserer Reise immer mehr beschäftigen:
Wie geht die sogenannte „zivilisierte Welt“ schon seit hunderten von Jahren mit Völkern um, die schon eh und je im Einklang mit der Natur leb(t)en? Was würde mit „unserer“ zivilisierten Welt passieren, wenn man ihr nur den Strom und das Öl „abschalten“ würde? Fragen, die man sich viel zu selten stellt…

Treu an unseren Prinzip „wir hetzen uns nicht“, haben wir uns die Zeit genommen und sind am nächsten Tag einfach durch die Stadt geschlendert. An einem Taccostand stärkten wir uns mit Tagesmenü (Menú del Dia), bestehend aus einem frisch gepressten Saft, Suppe und einem Hauptgang und beobachteten dabei die Verliebten. Das hatten wir bis dato ganz vergessen zu erwähnen. Überall in Mexiko kann man an den Zócalos, dem zentralen Platz mit Kirche, Männlein und Weiblein beim Knuddeln beobachten. Einfach süß. Wenn wir geahnt hätten, dass es am dritten Tag durchregnen sollte, dann hätten wir unsere Zeit wohl nicht mit „spannen“ verbracht. Diesen mussten wir im Hostel ausharren, haben uns noch nicht mal zum Essen raus gewagt und gefuttert was wir dabei hatten: Haferbrei mit Erdbeermarmelade. 

Wie verging dieser verregnete Tag? 
bei Frau Rutzel:
 - lesen (Buch: „Kein Kuss unter dieser Nummer“- ein bisschen kitschig, aber sehr witzig), lernen (Spanisch mit Duolingo), schreiben (für den Blog)
beim Rutzel: 
- schlafen, in der Nase bohren, schlafen

Ja, so kann man die Zeit auch totschlagen. Dann am vierten Tag haben wir vor die Tür geschaut und es war nur bewölkt, es hat aber nicht den Anschein gemacht, dass es regnen wird. Eigentlich perfektes Wetter, um sich die Ruinen anzuschauen. Also, schnell aus den Schlafklamotten und los zum Collectivo. Nach ca. 20 Minuten errichten wir die archäologischen Zone von Palenque. Eine der spektakulärsten Ruinen der Maya Geschichte in Mexiko. Die ehemalige Maya Metropole (seit ca. 430 v. Chr.) gehört seit 1987 zur UNESCO Weltkulturerbe und ist von Tieflanddschungel umgeben.

Nach Tulum, Coba, Ek Balam und Chichén Itzá ist Palenque schon die fünfte Mayastätte für uns und es macht im Nachgang den Anschein, dass wir ungeplant die Treppe der Highlights immer aufwärts gegangen sind. Wobei direkte Vergleiche wirklich schwierig sind - und auch nicht notwendig.

Das Herzstück der antiken Stadt bilden El Palcio (Palast) und der gegenüberliegende Tempel der Inschriften, wo das Highlight dieser Stätte - der Sarkophag von K’inich Janaab Pakal I, der hier fast 70 Jahre regierte - gefunden worden ist. Bis dato sind nur 5% dieser Gegend erforscht bzw. freigelegt. Wie viele Ruinen unter den grünen Hügeln wohl noch verborgen sind? Ja, richtig: 95% ;-). Aus der Ferne hört man hier die Kommunikation der Brüllaffen. Das Gebrüll der kleinen Äffchen ist wirklich beeindruckend. Viel lauter als der Rutzel auf der Tribüne bei den Spielen der Kronberger Basketballmannschaft :-). Eine Einheimische spricht uns beim lauschen der Affen an und erzählt uns, dass in Chiapas Tonaufnahmen von den Krachmachern gemacht wurden, um das Gebrüll bei dem Film Jurrasic Park für den T-Rex einzusetzen. Und tatsächlich hört es sich danach an. Wir konnten die Brüllaffen auch aus der Ferne beobachten und hatten das Glück 2 Tukane zu sichten. Für Fotos hat's leider nicht gereicht.

Im Museum, dass man in Anschluss unbedingt besichtigen sollte, ist der Sarkophag von Pakal ausgestellt. Darüber hinaus gibt es noch einige andere schöne Funde z.B. Figuren und Schmuck aus Jade oder kleinere Werkzeuge aus Knochen. Nach diesem Besuch spazierten wir an der Straße Richtung Palenque Stadt entlang und schauten uns noch die ein oder andere "Dschungelunterkunft" an.

Jetzt ist für uns die Zeit gekommen die schwül-warme Luft der letzten Wochen hinter uns zu lassen und ein wenig in die „Kälte“ zu gehen. San Cristobal (in 2100 Metern Höhe) ist unsere nächste Station. Die Reise dorthin ist von Serpentinen geprägt. Wir lassen uns mal überraschen wie wir diese überstehen...


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