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27. Dezember 2014

Cool, im wahrsten Sinne des Wortes - San Cristóbal de las Casas


28. November bis 3. Dezember

Vorausschauend kauften wir unsere Bustickets nach San Cristóbal einen Tag vorher. Wir wollen nicht schon wieder neben dem Klo sitzen und bei solch einer kurvenreichen Fahrt sind vordere Sitzplätze vorteilhaft. Mit der Einnahme der Reisetabletten wollten wir warten, bis es kurvig wird. Ein fataler Fehler, denn kurz nach verlassen der Stadt gehen die Serpentinen los. Schnell die Pillen geschluckt. Für Frau Rutzel kamen die Einnahme und die Wirkung leider zu spät. Nach 30 Kilometern füllte sie die einzigste Kotztüte, die wir mit an Bord hatten…die auch noch löchrig war. Wie peinlich. Es sollte aber der einzigste Zwischenfall während der 6 Stündigen Fahrt sein. Beim Aussteigen des Busses trifft uns der Schlag. Schei… ist es hier kalt. Okay, wer nicht plant und im Winter in San Cristóbal ankommt, der darf sich über Tagestemperaturen um die 20 Grad und Nachttemperaturen bei 5 Grad nicht wundern. Zumindest schneit es hier nicht...

Wir hatten 3 Hostels als mögliche Unterkunft ins Auge gefasst und gleich die erste hatte es uns angetan. Das Puerta Vieja Hostel ist ein großes Kolonialgebäude mit überdachtem Patio, toller Küche, Bar mit Kamin, Hängematten im Garten und gutem Frühstück inklusive. Auch unser Zimmer mit schönem Holzboden und hohen Decken ist klasse. Aber verdammt, wo ist hier die Heizung? Fehlanzeige und auch kein großes Problem. Mann kann sich ja, insbesondere für den Abend und die Nacht, mit mehreren Schichten kleiden und bevor es ins Bett geht, heiß duschen. Und für den Fall, dass das nicht 100% hilft, haben wir uns eine Flasche Captain Morgan besorgt. Oh ja, spätestens nach dem heißen Tee mit Rum wird es uns richtig warm. 

San Cristóbal ist in einem fruchtbaren Tal eingebettet, das von Bergen umgeben ist. Wir sind jetzt auf 2100 Meter Höhe und uns überkommt ein schönes Weihnachtsgefühl. Überall wird dekoriert, vor der großen Kathedrale in der Nähe der Plaza Municipal steht schon ein riesiger Weihnachtsbaum. Es fehlt nur noch der Weihnachtsmarkt mit Glühwein, Reibekuchen und unsere lieben FREUNDE. Als "Ersatz" gibt es viele schöne Cafés und Restaurants mit internationaler Küche. Unsere Favoriten sind das Café Oh La La und die frisch gepressten Orangen- oder Mandarinensäfte vom Markt. Wir schlendern viel durch die Kopfstein gepflasterten Straßen, bestaunen die Kolonialarchitektur und genießen die Atmosphäre. Kein Wunder, dass die Stadt ein beliebtes Reiseziel ist. Es gibt viele Touristen und trotzdem hat San Cristóbal ein entspanntes Flair. Nicht zu vergessen sind die beiden schönen Kirchen- im Westen auf einem grünen Hügel liegt die Iglesia de San Cristóbal und im Osten die Kirche Guadelupe, von denen aus man einen herrlichen Blick über die Stadt geniessen kann. In San Cristóbal leben zwei der größten Mayagruppen, die Tzotziles und die Tzeltales, welche hauptsächlich in den Dörfern um San Cristóbal leben. Man sieht sie in ihren traditionellen Trachten, vor allem wenn sie auf dem Markt ihre handgewebten Stoffe und Kleider verkaufen. Die Frauen tragen dicke, flokatimäßige Röcke, ein paar Blusen und Strickjacken übereinander und Flip-Flops(!). Wo bei uns Frauen doch zuerst immer die Füße kalt werden. Anscheinend ist man hier anderes gewöhnt, die Kleinen stapfen sogar barfüßig rum. 

Einen Tag sind wir in das 10 Kilometer entfernte Dorf San Juan Chamula gefahren, wo sich eine außergewöhnliche Kirche befindet. Von außen eigentlich nichts besonderes, aber wenn man sie betritt…wow. Die Kirche ist von tausenden Kerzen beleuchtet, überall Blumen und Blumensträuße, es gibt keine Bänke und der ganze Boden ist mit Piniennadeln bedeckt. Ein paar Einheimische sitzen auf dem Boden und beten. Es gleicht schon ein wenig einer Art Trance. Das interessante ist, dass sie zum Christentum konvertiert sind, viele von ihren eigenen Bräuchen aber beibehalten haben. Und so dürfen wir zusehen, wie eine Frau einen Hahn opfert, indem sie ihm sein Hals umdreht. Dazu gibt es wie überall in Mexiko Coca Cola und Schnaps. Eine sehr aussergewöhnliche Atmosphäre hier drin, wenn nicht eine Gruppe Touris (die mit einem großen Bus zum Dorf gefahren wurde) ganz nah um die Betenden stehen und diese angaffen, als kämen sie von einem fremden Planeten… Da auch wir nicht hierher gehören, fühlen wir uns auch nach kurzer Zeit selbst als Störenfriede und verlassen die Kirche. Fotos machen ist hier streng verboten. Gut so, immerhin sollte es keine Touristenattraktion sein…obwohl sie in den Reisebüros als solche verkauft wird. Man sollte sich aus Respekt daran halten, keine Fotos zu machen. Mit handfesten Übergriffen, also Faust ins Gesicht, ist bei Verstoß zu rechnen. Richtig so, wer nicht hören will muss fühlen. Die Einheimischen selbst ziehen aber auch Vorteile aus ihrer berühmten Kirche. Ausländer zahlen „Eintritt“ und erhalten sogar ein Ticket, wir finden es in diesem Fall gut. Kontrolle garantiert. Wer jetzt Neugierig geworden ist, wie die Kirche von innen aussieht, der kann hier klicken. Offenbar nimmt nicht jeder das Verbot so ernst. Auf dem Rückweg sind wir dann ein paar Kilometer durch die Felder gelaufen und haben die Landschaft genossen, bevor wir in einen alten weißen Volkswagen T1 Bus gestiegen und zurück in die Stadt gefahren sind. 

In der Chiapas Region darf man  nicht vergessen die Zapatistas zu erwähnen - eine revolutionäre Organisation, die sich für die indigene Bevölkerung Chiapas und deren Rechte, insbesondere für die Frauen einsetzt. Ihr Merkmal ist unter anderem das Tragen von Sturmmasken, in denen recht häufig auch Frauen stecken. Yes, Frauen Power! Manchmal greifen sie wirklich zu interessanten Mitteln. Es gibt z.B. Straßensperren mit Nagelbrettern und jeder, wirklich jeder, darf dann gegen eine, nennen wir es mal freiwillige Spende weiterfahren, nachdem er aber vorher aufgeklärt wurde, wofür diese Spende verwendet wird. Auch bei Bussen wird da keine Ausnahme gemacht. Irgendwie bedauern wir es ein wenig,  dass wir es nicht während unser Fahrt von Palenque nach San Cristóbal erleben durften.

Nach 5 Tagen San Cristóbal und sechs Wochen Mexiko (alle Stories hier) ist für uns an der Zeit uns weiter Richtung Guatemala zu begeben. Unser Fazit: Mexiko - wobei wir nur die Yucatan Halbinsel und die Chiapas Hochebene kennengelernt haben - ist ein wunderschönes Land mit tollen Stränden, sehr netten Leuten und sehr viel Geschichte. Wir werden auf jeden Fall zurück kommen!



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