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27. November 2013

Kawah Ijen, die visuelle Hölle auf Erden

6.-9. November 2013

Nach dem Bromo ist vor dem Ijen. Die Eindrücke vom Bromo waren so intensiv, dass wir uns den nächsten brodelnden Krater, den Kawah Ijen, so schnell als möglich anschauen wollten. Wir trafen am Abend 3 Malaien in der Warung "Edelweiß" und sie erzählten uns, dass sie am nächsten Tag einen Transfer zum Bahnhof in Probbolingo gebucht haben. Perfekt dachten wir uns, die Kosten teilen und mit dem Zug in knapp 5 Stunden nach Banyuwangi, welches ca. 1 Stunde Fahrtzeit vom Kawah Ijen entfernt liegt. Am nächsten morgen sammelten uns die 3 Malaien ein und wir fuhren zum Bahnhof. Und wer saß da? Stephan und Samuel, die wir vorher auf Lombok kennen gelernt haben. Wir hatten die beiden wohl durch unsere Erzählungen und Begeisterung von Malaysia und insbesondere Borneo so angespitzt, dass Sie als nächstes Borneo anvisiert haben. Leider hatten wir nur 5 Minuten zum quatschen, da unser Zug in den Bahnhof eintrudelte. Interessant bei einer Bahnfahrt auf Java ist, dass man ein Zugticket nur mit Pass bekommt. Der Name und die Passnummer wird auf dem Ticket abgedruckt?! 

Während der Zugfahrt hatten wir die herrliche Aussicht auf die Farben der Natur, die Reisfelder mit ihren fleißigen Bauern, die alles in Handarbeit, unterstützt durch Ihre Wasserbüffel bearbeiten. Wir fühlten uns in der Zeit zurück versetzt und stellten uns zwischendurch die Frage, wer wohl zufriedenerer mit seiner Welt und seinem Drumherum ist...

In Banjuwangi angekommen durften wir erneut feststellen, dass hier die wenigen Touristen an den Neppern, Schleppern und Bauernfängern nicht so schnell vorbei kommen. Vor allem wussten wir bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht, wo wir genau hin wollten, geschweige denn schlafen. Das haben die wenigen Hyänen am Bahnhof wohl gleich gerochen :-) Man versuchte uns überteuerte Bemos für die Fahrt in die Stadt anzudrehen, man erzählte uns nach einer kurzen Fahrt, dass wir in der Stadt wären und es hier tolle Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Sie haben es probiert, sich dabei aber die Zähne ausgebissen.

Wir ließen uns in der Stadt, die nur gefühlt eine Handvoll Hotels zum Übernachten hat, absetzen. Dann liefen wir von der einen Ecke in die andere und wir fanden erstmal nichts, wo wir nächtigen wollten. Außer uns kein Tourist weit und breit, den man vielleicht mal hätte fragen können, wo er denn so schläft. Aber von überall gab es von den Einheimischen ein nettes Hello oder Good Evening. Wir waren mal wieder eine Attraktion, aber ohne Unterkunft. Ja, good evening, die Zeit verstrich und es gab nur noch ein Hotel was wir uns anschauen konnten, das Hotel Ritansa Roebuck. Uns fiel echt ein großer Stein vom Herzen als wir dieses Hotel erblickten. Es hatte Zimmer frei, mit Klimaanlage und Fernseher mit mehr als 2 Kanälen :-) Wir trafen dort sogar auf 2 Australier und einen Franzosen, der aber auf Bali lebt. Es stellte sich auch später heraus, dass der Besitzer ein Australier im Ruhestand ist.

Es hört sich vielleicht komisch an, aber in den Tagen in Banjuwangi konnten wir die Erfahrung machen, wie man sich wohl als "Ausländer" fühlt, der nix versteht, nicht verstanden wird und die ganze Zeit mit großen Augen angestarrt wird. Aber es gab den großen Unterschied zu vielen anderen Gesellschaften. Wir wurden immer mit einem Lächeln von Jung und Alt begrüßt und die Einheimischen freuten sich wenn man 1-2 brocken Indonesisch "sprach".

Nach einer erholsamen Nacht, wollten wir noch schnell in ein Internetcafe, ein paar Seiten ausdrucken und per Post nach Deutschland senden. Das hat sich leider als nicht so einfach herausgestellt. Tja, es gab Internetcafes ohne Drucker und es gab Druckereien ohne Internetzugang und die Post verkaufte keine Umschläge, arrghhhhh. Aber nach "nur" 3,5 Stunden war der Auftrag erledigt. Als nächstes Stand die Organisation des Transports zum Kawah Ijen an. Wir stellten schnell fest, dass es nur eine Möglichkeit gab: wir mussten uns einen Fahrer mit Wagen für 40€ mieten. Es gab hier schon wieder eine Transportmafia, die nicht zu überlisten oder im Preis verhandelbar war. Jeder steckte mit jedem unter einer Decke. Also bissen wir beide in den sauren Apfel und ließen uns in der Nacht um 1 Uhr am Hotel abholen. Auf dem halben Weg zum Vulkan haben wir zwei Franzosen getroffen, Simon und seine Mutter. Sie haben privat ein Auto angeheuert, das sich leider irgendwann überhitzt verabschiedet hat. Wir haben die zwei natürlich mitgenommen. So waren am Ende alle Glücklich: Die beiden hatten eine Transportmöglichkeit gefunden und wir haben doch nur die Hälfte bezahlt. Um 2 Uhr erreichten wir die Parkverwaltung und dann ging es 1,5 Stunden bergauf bis zum Kraterrand. Und da waren sie schon zu sehen, die berüchtigten blauen Flammen vom Kawah Ijen. Ausgerüstet mit Mundschutz gegen die giftigen Schwefelgase ging es in ca. 30 Minuten runter in den Krater. Der Anblick war umwerfend, unten die blauen Flammen und oben der Sternenhimmel zum Greifen nahe. Wir hatten auch das Vergnügen die ätzende Luft in unseren Atemwegen zu verarbeiten und im warsten Sinne des Wortes "hautnah" auf unserem Gesicht zu spüren. Eine Gitanes Zigarette ohne Filter ist dagegen wie eine Kaugummizigarette im Sandkasten...

Wir blieben bis nach Sonnenaufgang im Krater und stiegen dann wieder auf um im hellen zu sehen wo wir Stunden zuvor mit Stirnlampe hochgelaufen sind. Unser Fahrer machte auf dem Rückweg noch an einer Kaffee-, Nelken- und Kautschukplantage halt. Wusstet ihr, dass die Gewürznelken auf Bäumen wachsen? Wir wussten es nicht, jetzt sind wir schlauer. Gegen 10 Uhr morgens war unser kleines Abenteuer auch schon wieder vorbei. Unser Fahrer lies uns hoch zufrieden am Hotel wieder raus. Nachdem wir unsere Kleidung in die Reinigung gebracht haben und geduscht waren, fuhren wir an den Bahnhof, denn am nächsten morgen wollten wir uns in nur 13 Stunden Bahnfahrt nach Yogyakarta begeben. Wir kauften unsere Zugtickets für umgerechnet 3,30 €! pro Person. Das ist doch mal ein Schnäppchen, oder? Wir werden es sehen und berichten :-)

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