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13. Januar 2015

San Pedro La Laguna - Im Zauber vom Lago de Atitlán


13.-29. Dezember 2014

Schon die 2. Fahrt in Guatemala sollte unsere Jungfernfahrt im Chicken-Bus sein und Mama Maria brachte uns höchstpersönlich zum hektischen Minerva Busterminal in Xela. Kreuz und quer stehen hier in geordnetem Chaos die Chicken-Busse. Warum heissen diese Busse eigentlich so? Ganz einfach, es wird bis hin zum Huhn alles transportiert und jeder Quadratzentimeter im und auf dem Bus wird genutzt. Die Sitzreihen würden für 2 normal gewachsene Europäer Platz bieten. Aber die Normalität sind 4 Personen - egal ob dicker oder dünner Hintern. Nachdem wir unseren Bus gefunden haben, hieß es Abschied nehmen. Es ist schon beeindruckend wie schnell wir in der Familie aufgenommen worden sind und wie herzlich der Umgang war. Eine unvergessliche Zeit bei Mama Maria.

Die 2,5 stündige Fahrt nach Panajachel, der größten und touristischsten Stadt am Lago de Atitlán, verlief problemlos und wir wurden auch nicht bestohlen :-). Eigentlich wollten wir erst in „Pana“ bleiben. Wir merkten doch sehr schnell, dass wir mit diesem Ort nicht warm werden und so entschlossen wir mit dem Boot nach San Pedro La Laguna (1.530 Metern) überzusetzen. Eine sehr gute Entscheidung, wie wir feststellen durften. Auch das Pinoccio Hostel hat dazu beigetragen, dass wir uns hier sehr wohl fühlten, obwohl es manchmal auf der Dachterrasse nachts ziemlich laut war. Wir hatten vom Zimmer aus einen herrlichen Blick auf den See Atitlán, umgeben von den 3 Vulkanen San Pedro (3.020 Metern), Atitlán (3.537) und Tolimán (3.158).

Die Atmosphäre an diesem Ort hat uns von Anfang an gut gefallen. Man bekam im Hostel schnell Anschluss zu anderen Reisenden - aus Frankreich, Australien, Israel und andere Länder. Insbesondere mit Paddy, dem Aussie aus Brisbane und Romain aus Marseille hatten wir viel Spaß. An eine Sache mussten wir uns hier allerdings erst gewöhnen. Es werden hier Joints am laufendem Band geraucht und die Hardliner unter ihnen konsumierten parallel Bier und Schnee. Wenn´s sch(n)ee macht…? Man musste gar nicht selber ziehen, um eine kleine Dröhnung zu bekommen :-). Keine Angst liebe Leute, die Rutzels sind mit ihren 37 bzw. 41 Jahren immer noch Jungfrau in dem Sinne. Wir hielten uns lieber an einem Mix aus Rum mit schwarzem Tee und die 980ml fassenden Gallo Biere fest. Aber jetzt mal weg vom flüssigen und hin zum festen. Unser Favorit in San Pedro La Laguna war das Hummus Ya, ein israelisches Restaurant mit vielen Leckereien - von einer Gemüseplatte mit Pita und Hummus, Falafel bis hin zum Hamburger mit frischen Kartoffelchips und Cuba Libre für umgerechnet 50 Cent :-). Eines Abends während wir auf unser leckeres Essen gewartet hatten, tönte aus den Lautsprechern „You’re my heart, you’re my soul" und wir dachten: wir sitzen auf 1500 Metern Höhe in einem Dorf, wo so viele indigene Bürger wohnen in einem israelischen Restaurant, essen Falafel und hören dazu Modern Talking. Bescheuerter geht`s nicht ;-). Wenn wir nicht gerade selber gekocht oder im Hummus Ya gegessen haben, dann schlemmten wir das Streetfood mit Tacos, Empanadas und Sandwiches.

San Pedro ist eins von ca. 20 Dörfern rund um Lago Atitlán. Fast 90% der Bevölkerung hier sind Tzutuhil Maya und im benachbarten Dorf Solola wird Cakchiquel gesprochen. In Guatemala gibt es 22 verschiedene Maya Sprachen! Für uns ist es trotzdem unbegreiflich, dass man sich mit den Nachbarn vom anderen Dorf nur auf Spanisch verständigen kann. Während in der Nähe der Seeufers alles was das Touri Herz begehrt zu finden ist, geht es ein paar hundert Meter den Hügel hinauf sehr traditionell zu. Die Frauen tragen mit Stolz ihre Trachten, auf dem Platz in der Nähe vom Markt wird jeden Abend Basketball gespielt, unten am See wird die Wäsche gewaschen und ein Bad genommen. Frau Rutzel hat genau zwischen dem Dorf und dem See eine tolle Sprachschule - die Cooperativa Spanish School - gefunden, wo sie sich erst für eine Woche angemeldet hat, um dann schnell zu merken, dass sie noch eine zweite Woche dran hängen möchte. Warum auch nicht, alles hat hier gepasst. Das wirklich bemerkenswerte (leider nicht normal) an dieser Schule ist, dass sie den Lehrern einen fairen Lohn garantieren und ein Teil des Gewinns an bedürftige Familien in der Region gehen. Von allem konnte sich Frau Rutzel direkt ein Bild machen. Ihre Lehrerin, Delya, bestätigte den positiven Umgang und die guten Bedingungen in der Schule. An Weihnachten war es dann auch soweit um zu sehen, was die Schule für die Familien macht. Jeder Schüler ging mit seinem Maestra (Lehrer) zu mindestens einer Familie und brachte ihnen einen riesigen Fresskorb. Die Familie werden auch finanziell unterstützt und bei Bedarf werden sogar Häuser gebaut. Es ist sehr traurig zu sehen, wie eine 10-köpfige Familie in einer kleine Holzhütte hausen muss. Wir sind glücklich, dass wir ein bisschen dazu beitragen könnten, ihre Situation zu verbessern. 

Apropos Weihnachten. Auch für uns gab es was besonderes. Ein Mahl der besonderen Art. Dafür fuhren wir mit dem Boot nach San Marcos, eher bekannt als das Hippie-, Meditations- und Yogadorf. Soll laut Lektüre das schönste Dorf am See sein. Das können wir irgendwie nicht ganz nachvollziehen. An uns ist der Zauber diesen Ortes stillschweigend vorbei gezogen. Aber spätestens als wir uns auf den Weg in das kleine Dorf Tzununá im Westen machten, da hat uns auch diese Seite des Sees in seinen Bann gezogen. Ein schöner Ausblick nach dem anderen, umgeben von farbenprächtigen Blüten und Ruhe. Ja, hier könnte man schon eher Yoga machen und meditieren. Unser Spaziergang sollte uns noch weiter nach Jaibalito bringen. Aber da es Feiertag war, wir nur zu zweit waren, riet uns die Besitzerin der letzten Unterkunft ab, den Weg weiter zu Fuß zu gehen. Zu viele Überfälle an Sonn- und Feiertagen. Liegt einfach daran, dass keine Arbeiter z.B. auf den Feldern etc. sind und der Weg für Gauner frei ist. Wir verstauten unser Hab und Gut und liefen erst einmal weiter, bis unser Bauchgefühl uns sagte, dreht um und nehmt ein Boot. Wir hörten darauf und nahmen das Boot nach Jaibalito, welches nur vom Wasser aus oder zu Fuß zu erreichen ist. Unser Ziel ist ein deutsches Restaurant. Bei Hans bestellten wir am ersten Weihnachtsfeiertag unser Festmahl: Deutsches Gulasch mit Späzle bzw. Käsespätzle. Ein kleines Stück Heimatgefühl.

Wenn man hier am See ist, muss man unbedingt hoch hinauf, egal ob auf einen Berg oder einen Vulkan. Wir und die beiden Aussies Paddy und Brooke haben uns für den Sonnenaufgang am Indian Nose entschieden. Dafür mussten wir schon um 4:00 Uhr eine Stunde mit dem Bus fahren und danach noch eine halbe Stunde hoch Stampfen, um im Dunkeln auf der Spitze des Hügels zu stehen. Nur so kann man vorerst den mit Sternen übersäten Himmel bestaunen und versuchen die Konturen der Küste auszumachen. Und dann wird´s langsam heller, der Feuerball steigt hinter dem rauchenden Vulkan Fuego auf und zeigt uns die ganze Schönheit und den Zauber des Sees. Einfach unbeschreiblich. Noch eine halbe Stunde den Blick genießen und sich in der Sonne aufwärmen, bevor es zurück zu Fuß bis nach San Pedro geht. Wir laufen durch den Wald mit vielen Pinien, Maisfelder und Kaffee Plantagen. Zum Schluss sind wir voll mit Staub bedeckt, aber glücklich.

Auch eine Kanufahrt auf dem See darf nicht fehlen und so sind wir vier am nächsten Tag aufs Wasser gegangen. Man sieht Häuser und einen Basketballplatz, die im Wasser stehen. Wie konnte es dazu kommen? 1976 gab es hier ein Erdbeben und daraufhin sank der Wasserspiegel um ca. 10 Meter. Wer im Anschluss sein Haus zu nah ans Wasser baute, der dachte wohl nicht daran, dass der Wasserpegel des Sees ca. 30 Jahre später wieder ansteigen könnte. Heute kann man direkt mit dem Kanu einige verlassene „Wasserbungalows“ besichtigen…

So vergingen unsere zwei Wochen im Zauber des Lago de Atitlán. An Sylvester werden wir es dann in der schönen Kolonialstadt Antigua krachen lassen.

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