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11. Juli 2014

Pulau Kapas - Eine Insel zum Verlieben


5.-12. Mai 2014

Schon um 4:40 Uhr war die Nachtfahrt nach Kuala Terrenganu beendet und wir überbrückten die 2 Stunden Wartezeit auf den ersten Bus nach Marang bei dem ein oder anderen Kaffee. Von Marang aus starten die Boote nach Pulau Kapas, wobei wir bis zur ersten Fähre noch einmal 2,5 Stunden warten durften.

Das lange Warten hatte um 9:30 Uhr sein Ende gefunden und mit einer Handvoll einheimischen Jugendlichen saßen wir in der Fähre nach Pulau Kapas. 20 Minuten später ließ uns der Bootsführer am Strand vor einer Unterkunft, genannt KBC, raus und dort fragten wir gleich einmal nach einem Zimmer. Das strandnahe Bungalow war jedoch nur für 3 Nächte verfügbar, zu wenig für uns. Also weiter schauen. Wir ließen die Rucksäcke liegen und nachdem wir uns alle Unterkünfte (ca. 10) auf der Insel angeschaut haben, entschieden wir uns für die eine, die am Ende einer Bucht lag und (un)lustiger Weise auch, die von uns erst zuletzt besichtigte: das Capt’s Longhouse.
Irgendwie entscheiden wir uns häufig für die "Ecken/Enden" einer Bucht. Ein Gefühl der Sicherheit oder einfach nur Zufall? Ach, völlig egal, wunderschön hier.

Ein Longhouse bietet in größerer Form in Sarawak auf Borneo heute noch ohne Probleme bis zu 50 Familien Platz. Ein kleines Dorf im Haus mit teilweise 1000 Einwohnern :-). Wir fühlten uns in der kleineren Version mit 8 Zimmer und einen großen Dorm (Schlafsaal) gleich sehr wohl und die beiden Verantwortlichen AP und Oja führen diese Herberge mit größtem Vertrauen gegenüber den Gästen. Hat man Durst, dann nimmt man oder macht sich sein Getränk und trägt es in ein Buch ein. Fertig. Nix überprüfen, unterschreiben und den ganzen Kontrollwahn. Eines vorweg, dieses System hat funktioniert. Das für uns die Atmosphäre gleich von Beginn an etwas ganz besonders war, lag auch an den einheimischen Jugendlichen: Chot, Yaya, Noreen, Ahmad, Aizad und Akim, die ebenfalls im Longhouse wohnten uns sofort den Kontakt zu uns suchten. Immer wenn sie in der Küche am kochen waren oder ihre mitgebrachten Essensvorräte auspackten, wurden wir gefragt ob wir mitessen oder probieren möchten.

Zu Essen bekommt man sonst im Longhouse nichts, aber man kann bei Bedarf die Küche zum kochen nutzen. AP empfahl uns nach unserer langatmigen Anreise das Koko Restaurant. Also nix wie hin, wir haben Hunger und brauchen unseren Kaffee. Das "Koko" liegt nur 200 Meter vom Longhouse weg. Optimal. Dort angekommen trafen wir auf die Besitzerin, die uns leider mitteilte, dass sie ihre Küche bis zum Abend schließen muss, weil ihr Kätzchen vom Tierarzt in Kuala Terrenganu geimpft werden muss. Natürlich hatten wir als Katzenfreunde vollstes Verständnis dafür.

Wir liefen dann weiter bis zum Pier, wo es auch ein Cafe/Restaurant gibt. Hier saßen eine jüngere und eine ältere Dame am Tisch und es viel uns wirklich schwer zu beurteilen wer mehr beschäftigt war - die ältere Dame mit fernsehschauen oder die jüngere, die mit starrem Blick auf ihr Smartphone hämmerte. Irgendwann sind wir den beiden dann doch aufgefallen und wir bestellten erst die Getränke und hatten noch eine Frage zu einem Gericht, das wir ins Auge gefasst hatten. Wir bekamen rasch unsere Getränke und die jüngere Dame erklärte uns, dass sie die normal verwendeten Nudeln für unser Gericht nicht mehr habe und statt dessen andere verwenden müsse. Wir sagten "okay, no problem". All das passierte während sie weiter an ihrem Handy rum fummelte, dann drehte sie sich herum und setzte sich an den Tisch zu der Älteren. Wir wunderten uns ein wenig, denn niemand ging in die Küche um zu kochen. Und gleich am ersten Tag unbeliebt machen und fragen ob jetzt jemand unser Essen kocht, ist auf einer Insel mit einer Handvoll Restaurants nicht sinnvoll. Aber wir hatten Hunger. Nach 10 Minuten ohne Regung in der Küche, nahmen wir den Mut zusammen und fragten höflich ob denn die Küche auf ist, da wir bereits Essen bestellt haben. Die Handy verliebte machte uns mit Kopfschütteln klar, dass wir doch gar nichts bestellt hätten und ging dann mürrisch in die Küche um für uns zu Kochen. Was ein Auftritt. Aber wir hatten großes Verständnis für sie. Sir war vermutlich durch unser Stören nur auf Handyentzug. Nach dieser interessanten Vorstellung war klar, dass es das erste und letzte mal war, dass wir dieses Restaurant betreten haben.

Am Abend bekamen wir dann die absolute Entschädigung im Koko Restaurant. Wir schlemmten Hähnchen in leckerer Kokos- bzw. Currysoße und die beiden, die das Restaurant führten waren so freundlich. Die beiden Besitzer zeigten uns das kleine Findelkätzchen Koko, das wir sofort in unseren Herzen geschlossen haben. Genauso wie das Essen und das Restaurant mit ihren Besitzern Ella und Khalid, dem Pancakekönig und Meisterkoch. Tierliebe statt Geld und Business. Ein großes Lob, obwohl wir mittags darunter „leiden“ mussten. Und dass sie Tierliebhaber sind, haben sie noch ein weiters mal bewiesen. Als wir einen Morgen zum Frühstücken im Koko ankamen, stand auf dem Tisch eine große Schüssel mit 15 kleinen Schildkröten. Die kleinen waren am Abend zuvor geschlüpft, kurz nachdem wir zurück zu unserem Zimmer gegangen sind. Ronny, der Bruder von Khalid, hat sie dann abgeholt und zur benachbarten Insel Gemia gefahren, wo sich eine Station zum Aufpäppeln von jungen Schildkröten befindet. Nach nur einem Monat werden sie dann in die Freiheit gelassen. Warum so früh? Sie würden sonst zu schnell ihren Überlebensinstinkt verlieren. Das Koko Restaurant könnte man zusätzlich auch als Tierauffangstation betrachten. Wenn man bedenkt, dass Ella und Khalid von morgens bis spät Nachts für ihre Gäste zur Verfügung stehen und sich zusätzlich noch um hilfsbedürftige Tiere kümmern, dann ist das schon aller Ehren wert. Die beiden suchen zwar auf Workaway Helfer, die sie täglich 5 Stunden unterstützen, aber die Reaktionen sind leider relativ überschaubar oder wie wir auch hautnah miterleben durften, einfach nicht zu gebrauchen.… Im Gegenzug erhält man leckeres Essen, Getränke und ein Leben auf einer paradiesischen Insel. Wir hätten den beiden gerne geholfen, wenn wir nicht bereits 2 Wochen zuvor Flugtickets nach Siem Reap (Kambodscha) gebucht hätten, um gemeinsam mit Nicki und Juggy die Temepel von Ankor unsicher zu machen. Aber, man weiss ja nie, man sieht sich immer zwei mal im Leben…

Was hat diese Insel Pulau Kaps eigentlich zu bieten? 
Sie wird in den deutschsprachigen Reisführern eher Stiefmütterlich behandelt und es gibt kein Internet, keinen Fernseher, keinen „7 Eleven" oder Supermarkt. Das ist wohl zumindest für die meisten deutschsprachigen Reisenden unattraktiv.

Aber diese kleine Insel mit ihren tollen Stränden, teilweise für Schildkröten für die Eiablage geschützt, intakten Korallenriffen und ihre inselliebenden Einwohner lassen die wenigsten Reisenden, die insbesondere aus Frankreich kommen, nicht schnell wieder los. Die meisten planen nur 2-3 Tage und bleiben dann 7 Tage und mehr. Und das nur wenige Kilometer vom "rettenden" Festland entfernt. Lazy Island ist für uns ein idealer Spitzname für dieses Eiland. 

Wir waren dank der tollen Unterwasserwelt und den 6 Freunden aus Malaysia aber gar nicht so Lazy. Wir schnorchelten Tag ein Tag aus bis unsere Finger kurz vor der Metamorphose zu Schwimmhäuten standen. Wir durften Schwarzspitzenriffhaie, Schildkröten, Muränen und ein intaktes Riff vor unserer Haustür bewundern. Hier gibt es so viele verschiedene und schöne Korallen, riesige Anemonen mit kleinen und großen Nemos drin. Einmal waren wir zwischen den beiden Inseln schnorcheln als Frau Rutzel plötzlich einen relativ großen Hai direkt auf sich zu schwimmen sah. Trotz des großen Schrecks blieb Frau Rutzel 100% Profi und schoss ein tolles Foto von ihm, bevor sie zu zappeln begann. Ein Paparazzi bleibt eben Paparazzi :-).

An einem anderen Tag sind wir mit der Malaysia-Truppe den einzigen kleinen Dschungeltrek auf die andere Seite der Insel gelaufen. Geschwitzt haben wir aber wie Schw…. Schee wars trotzdem und am liebsten hätten wir unsere Insel nicht mehr so schnell verlassen, aber wir hatten nur noch 4 Tage bis zum Flug und wollten uns noch die Stadt Melaka anschauen, bevor wir in die Maschine nach Kambodscha steigen. Nach einer ganz besonderen Woche verabschieden wir uns mit einem weinenden aber auch einem lachenden Auge Richtung Südwesten.

Auf ein Wiedersehen Trauminsel!

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