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9. September 2014

Siem Reap - Alles Angkor oder Wat?


16.-25. Mai 2014

Wie sieht eine untypische Anreise der Rutzels aus? Man nimmt den Bus von Melaka zum KLIA 2, dem neuen Low-Coast-Terminal von KL, dann einen Air Asia Flieger nach Siem Reap und ein Taxi zum Velkommen Guesthouse indem schon ein Zimmer von Nicki und Juggy reserviert wurde, die bereits einen Tag zuvor aus Bangkok angereist sind. Ohne Busfahrt und ohne 2-stündiger Unterkunftssuche. Wie langweilig!

Die Wiedersehensfreude war riesig, ebenso das Zimmer mit Fernseher, Klimaanlage, Ventilator, Kühlschrank, Couch und Warmwasser, wobei man sagen muss, dass man in der trockensten und wärmsten Zeit mit Temperaturen deutlich über 40° kein Warmwasser benötigt. Keine 7 Wochen vorher entschieden wir uns in Champasak (Laos) gegen eine Weiterreise von Laos nach Kambodscha, weil es uns zu heiss war und wir keinen Hitzschlag bei den Tempeln von Ankor bekommen wollten. Und jetzt? Jetzt ist es noch heisser als im März/April :-).

Für die ersten Tage stand chillen, zum Friseur gehen und die nahe Umgebungserkundung an, wobei wir uns natürlich gleich am ersten Abend die Stadtmitte anschauen wollten. Bei dem Anblick der vielen blinkenden Bars, Restaurants und Unterkünften traf uns doch ein wenig der Schlag. Es kam uns vor, als ob wir uns auf der Khao San Road in Bangkok befinden. Khao San Road Junior war so geboren. Auf dem Rückweg schlenderten wir dann an der wirklich schönen ruhigen Flusspromenade entlang. Wir waren echt froh, dass unsere Unterkunft 20 Minuten Fußmarsch von der Khao San Junior entfernt lag. An einer etwas dunkleren Passage halten sich einige HeShe´s auf und versuchen ihre Dienste an willige Männer zu verkaufen. Juggy und der Rutzel liefen an diesem Abend etwa 50 Meter vor Nicki und Frau Rutzel und so wurden die beiden Herren natürlich angesprochen. Diese erwiderten die Frage - die natürlich mit Vergnügung zu tun hatte - mit einem verschmitzten Lächeln und „no, thank you“. Das wirklich amüsante in dieser Situation war die Art und Weise der Reaktion auf das nette Dankeschön. Mit dunkler Stimme wurde den beiden ein „I'm a Lady“ zugerufen. Eines Vorweg. „I'm a Lady“ hat Juggy und den Rutzel noch die ganze Kambodscha Reise zum Lachen gebracht.

Am dritten Tag war es dann soweit: extreme Tempeling in Angkor

Kurzinfo über Angkor:
In der alten Khmer Zeit lebten im Reich von Angkor auf einer Gesamtfläche von 1000 km² über eine Millionen Einwohner. Im gleichen Zeitraum lebten in London 50.000 Menschen. Nur aus der Luft kann man sich wirklich ein Bild davon machen wie gross dieses Areal ist. Ein guter Grund warum wir nicht das Fahrrad als Fortbewegungsmittel wählten :-).

Wir - Nicki, Juggy und die Rutzels - haben sich daher über das Guesthouse einen Tuk-Tuk Fahrer organisiert, der am nächsten morgen um 4:30 Uhr in der Früh! vor der Tür stand. Dann ging es im Turbo Tuk-Tuk zum Haupteingang, wo wir uns ein Dreitagepass besorgt haben, der an drei beliebige Tagen innerhalb einer Woche genutzt werden kann. Cool, dann müssen wir uns nicht an drei Tagen hintereinander die Sonne auf den Pelz brennen lassen. Obwohl so früh am morgen, war auf der Straße eine Menge los. Warum eigentlich? Jeder wollte DEN Sonnenaufgang am Angkor Wat erleben. Genauso wie wir.

Nur noch eine Kurve...und da waren die ersten Türme schon zu sehen. Endlich ist ein Traum war geworden. Wir stehen vor den Toren des Angkor Wats. Ausgestiegen und mit einer riesigen Herde an Touristen über die Brücke hinein in die Anlage. Wir hatten sogar noch Zeit einen guten Platz auszusuchen, bevor die ersten Sonnenstrahlen hinter dem Tempel zu sehen waren. Die Spannung bei den Hundertschaften an Touristen, inklusive den Rutzels, stieg mit dem Aufsteigen der Sonne an. Leider hatten heute einige Wolken am Himmel wohl etwas gegen uns und so verschwand die Sonne hinter dem Wolkengewand. Hm, das hat uns jetzt aber nicht aus den Socken gehauen. Wo ist denn der verdammte Wow-Effekt?, wohl auch hinter den Wolken... Aber auch hier war wieder das besondere Etwas, womit man sich immer wieder das Reisen und das eigene Leben erschwert: die eigenen Erwartungen! 
Gut, dass wir einen Dreitagespass haben, zwei Chancen haben wir noch. Klar war uns trotzdem: Der Angkor Wat ist einer der beeindruckendsten antiken Bauwerke auf diesem Planeten. 

Ein wenig "enttäuscht" ging es im Anschluss per Tuk-Tuk zu dem anderen Tempel-Star - dem Ta Prohm. Die Anlage wurde bekannt durch den Film "Tomb Raider", in dem Angelina Jolie mit ihren prallen Lippen, mit Lederanzug bekleidet, durch die Gegend hüpft. Diese Anlage besticht durch ihre Natürlichkeit, da der Tempel fast so belassen wurde, wie vorgefunden. Der Anblick der Würgefeigen, deren Wurzeln wie lange Tentakeln die Tempelanlage umschlingen, gepaart mit dem vermoosten, teilweise stark verfallenem Mauerwerk ist atemberaubend. Man fühlt sich wie in einem Zauberwald, einfach unbeschreiblich. Ja, einfach WOW! Die "kleine Enttäuschung" am Angkor Wat war sofort vergessen.

Zum Abschluss des ersten Tempelmarathons ging es zu dem kleinen Banteay Kdei Tempel und zum Sra Srang - der frühere königliche Badesee. Nach 7 Stunden rumtempeln und beim Anblick des Wassers sehnten wir uns nach einer erfrischenden Dusche. Gegen 12:30 Uhr beendeten wir zufrieden unseren ersten Tag am Angkor Wat und fielen nach einer nicht wirklich erfrischenden Dusche müde ins Bett zum ausgedehnten Mittagsschlaf.

Am nächsten Tag stand pure Erholung auf dem Programm :-). Wir mussten ja schliesslich fit sein für Tag 2 am Angkor Wat.

Neuer Tag, neue Chance, neues Glück?

Erneut holte uns unser Tuk-Tuk Fahrer um 5 Uhr ab und wir fuhren schnurstracks zum Angkor Wat. Dieses mal schlossen wir uns nicht wie beim ersten Besuch kopflos der Horde an und rannten über die Brücke in den Tempel, sondern wir organisierten uns 4 Kaffee und entschieden uns vor den Toren auf die Sonne zu warten. Um 5:26 Uhr hatten wir dann DEN ultimativen Sonnenaufgang am Angkor Wat. Ein Wow Erlebnis der Superlative. Wir wären hier am liebsten sitzen geblieben, aber bei diesen Licht- und Sichtverhältnissen sollte man sich die geheimnisvollen Gesichter des Bayon Tempels im Areal der riesigen Tempelanlage von Angkor Thom, unbedingt anschauen. Die Sonne zeigte sich weiterhin von ihrer besten Seite und so wurden wir von den 216 Gesichtern auf den 54 Türmen, die in alle Himmelsrichtungen angeordnet sind, nett angelächelt. Von oben hat man eine schöne, kilometerweite Sicht in das umliegende Land mit ihren vielen Tempeln.

Im Angkor Thom Areal haben wir uns unter anderem die Terrasse des Leprakönigs und die Terrasse der Elefanten angeschaut, bevor wir uns auf dem Weg zum Preah Khan Tempel machten. Diesen mussten wir uns alleine anschauen, da Nicki der Hitze zum Opfer gefallen war. Schwindel und Übelkeit machten sich bemerkbar. Der Preah Khan Tempel, der vermutlich als Universität mit mehr als 1000 Lehrern diente, erinnert an den Ta Prohm (Tomb Raider) Tempel, wobei er deutlich grösser, aber weniger berühmt und besucht ist. 

Bei diesem Tempel lernten wir auch die schattige Seite dieser Touristenattraktion kennen. Die Armut im Land ist trotz Bemühung von Hilfsorganisationen nach wie vor beachtlich und führt zu einer erheblichen Ansammlung von Kinderarbeit. Viele Mütter haben entdeckt, dass ein bettelndes oder verkaufendes Kind für die Familie mehr wert ist, als ein Kind, das in der Schule sitzt und Geld kostet. So ist es dann leider die Konsequenz, dass die Kleinsten vor den Tempelanlagen auf Touristen warten und mit einem "Sir/Mam, only one Dollar" Souvenirs verkaufen möchten.

Da es Nicki nach wie vor nicht gut ging, entschieden wir uns ins Guesthouse zurück zu fahren. Vor lauter Schwindel hatte sie noch nicht einmal gemerkt, dass sie sich in eine Ameisenstrasse gelegt hatte und völlig zerbissen wurde. Zu viel Ammoniak im Körper ist bei diesem Zustand nicht von Vorteil... Und so beschlossen wir, dass der nächste Tag zur Erholung für Nicki (und für uns) dienen sollte. 

Auch die Abende in Siem Reap verflogen im Nu. Wir verbrachten die Zeit mit Billard spielen, Bierchen trinken und Filme schauen. Aber nicht nur Spielfilme, sondern auch Dokumentarfilme wie z.B. "S21 - Die Todesmaschine der Roten Khmer", die sich mit der grausamen Geschichte Kambodschas Mitte der 70er Jahre befassen. Während des Regimes der Roten Khmer, angetrieben von einem krankhaft besessenen Führer namens Pol Pot, wurden mehr als 1,7 Millionen Menschen von ihm und seinen Anhängern auf bestialische Weise abgeschlachtet. Eine sehr traurige Geschichte. Aber mehr hierzu in den folgenden Posts. Umso mehr hat es uns erstaunt, wie sich das Land und seine Bevölkerung in dieser kurzen Zeit erholt hat. Immer wurden wir auf der Strasse mit einem Lächeln begrüsst, ja sogar die Tuk-Tuk Fahrer waren stets freundlich und niemals aufdringlich. Für uns ist Kambodscha "das Land des Lächelns". 
Für den dritten "Tempel-Tag" hatten wir uns den 21km entfernten Frauentempel Banteay Srei aufgehoben. Ein neuer Fahrer nahm uns morgens in Empfang, da unser Fahrer der ersten beiden Tage einen weiteren Auftrag an Land gezogen. So wurden wir seinem joblosen Freund vererbt. Wie nett. Aber vor dem Frauentempel noch einmal bei einem leckeren Kaffee den Sonnenaufgang am Angkor Wat geniessen. Alle guten Dinge sind drei :-). Die anschliessende Fahrt führte uns an Tempelruinen und idyllischen Dörfchen vorbei. Auf dem Weg in die Tempelanlage haben uns zwei Polizisten angesprochen und uns gefragt wie es uns geht, wie es uns gefällt usw. Sie interessierten sich aber nicht wirklich um unser Leib (Laib) und Wohl, sondern sie wollten uns "original" Polizisten Abzeichen verkaufen. Man musste kein Detektiv sein um zu merken, dass es sich hier um keine echten Polizisten handelt.

Banteay Srei bedeutet "Zitadelle der Frauen" und man erzählt sich, dass dieser Tempel das Werk von Frauen sein muss, da die erlesenen Schnitzereien nicht von der rauen Hand eines Mannes stammen können. Beim betrachten der Bilder fällt die filigrane Arbeit wirklich auf. Hut ab Mädels!

Dieser Tempel wirkte auf uns sehr ruhig und auch auf unseren Fahrer hatte er eine besondere Wirkung. Als wir mit unserer Besichtigung fertig waren lag er in seinem Tuk-Tuk in einer gespannten Hängematte im absoluten Tiefschlaf. Juggy, der besser bellen kann als die meisten Hunde in Kambodscha, schlich sich an unser Sandmännchen und fing an laut zu bellen. Der arme Kerl ist vor Schreck fast aus seiner Hängematte gefallen. Nachdem er zu sich kam, musste er aber genau so viel lachen wie wir. 

Die Rache des Sandmännchens folgte gleich im Anschluss. Wir hatten auf der Hinfahrt ein nettes Dörfchen gesehen, wo wir gerne zu Mittag gegessen hätten und wir haben es versucht ihm zu erklären wo es war. Er fuhr dann los und lustiger weise hat er genau dieses Dörfchen umfahren ;-). Es war aber keine Absicht von ihm, er wollte uns nur noch mehr Dorfleben zeigen und wir haben es bestimmt auch zu kompliziert erklärt.

Auf dem Rückweg hielten wir dann ein letztes mal am Ankor Wat. Nicki und Juggy erfrischten sich mit einem Kaltgetränk und die Rutzels gaben sich den Tempel bei Temperaturen deutlich über 40 Grad. Was in aller Welt bringt einen dazu? Ganz einfach. Nur die Harten kommen in den Garten. Nur so konnten wir in aller Ruhe den "ausgestorbenen" Angkor Wat auf uns wirken lassen. Es waren unsere letzten 1,5 Stunden im Bann dieser faszinierenden Tempelanlage.

Nach 3 Tagen auf den Spuren der antiken Khmer gönnten wir uns im Anschluss noch eine leckere Kürbissuppe bei den "Two Sisters" in Siem Reap. Dort beschlossen wir auch, dass uns unsere Reise als nächstes nach Battambang führen wird.


  1. Unser Fazit: Wow!



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