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30. September 2014

Battambang - gemischte Gefühle


25.-28. Mai 2014

Den Weg nach Battambang wollten wir wieder à la Rutzels zurücklegen. Wir kauften uns das günstigste Busticket, Abholung vom Guesthouse inklusive. Der Fahrer sollte uns um 7:30 Uhr abholen, aber als wir noch in unserer Waschzelle standen, klopfte es an der Tür und uns wurde mitgeteilt, dass der Fahrer bereits da ist. Es war gerade kurz nach 7:00…? Wir dachten, der Tuk-Tuk Fahrer wird schon warten. Als wir eine viertel Stunde später runter kamen, stand der Fahrer ganz nervös in der Lobby vom Guesthouse. Uns ist auch ganz schnell klar geworden warum. Wir durften feststellen, dass es sich um einen Minibus handelt, in dem bereits Einheimische saßen, die vermutlich zur Arbeit wollten. Wie peinlich. In Deutschland hätte man vermutlich einen auf die Mütze bekommen bzw. wäre man ohne uns abgefahren. Gut, dass wir in Kambodscha sind - alle wirkten entspannt.

Die anschließende 4 stündige Fahrt verlief aber ohne weitere Peinlichkeiten. Aber als wir die letzte Kurve vor dem Busbahnhof in Battambang nahmen, war wieder Action angesagt. Links und rechts neben dem Bus rannten die Tuk-Tuk Fahrer um Ihre Kundschaft. Die Tür ging auf und man fühlte sich wie ein Rockstar, umringt von seinen Groupies. Es hat nur noch das Blitzlichtgewitter gefehlt. Wir vier waren kurz überfordert aber alle Fahrer waren aufdringlich nett und als wir kurz durchgeschnauft haben, wählte Nicki unseren Tuk-Tuk Fahrer. Der Glückliche, der uns für 0,50 US$ in die Stadt fahren durfte, hieß Yaya. Auch in dieser Situation merkte man, dass Nebensaison ist - viele Fahrer, wenig Kunden. 

In der Stadt angekommen wussten wir wieder mal nicht, wo wir uns niederlassen sollen. Yaya hat uns angeboten uns zuerst das Hotel Royal zu zeigen. Wir haben eingewilligt und Nicky und Frau Rutzel haben sich die Zimmer angeschaut. Die Angestellte hat sich sehr bemüht und ihnen vier verschiedene Zimmer gezeigt. Als die beiden trotz aller Bemühungen gezögert haben, hat sie Nicky und Frau Rutzel fast angefleht zu bleiben. Die beiden Ladys wollten sich aber noch ein Guesthouse, welches im Reiseführer angepriesen ist, anschauen. Ein Vergleich kann ja nicht schaden. Jeder weiß, dass die Fahrer eine Kommission vom Hotel bekommen. Nachdem wir uns überzeugt haben, dass das andere Guesthouse nix ist, haben wir im Hotel Royal eingecheckt. Eine gute Wahl. Wir dachten man kann keinem Tuk-Tuk Fahrer trauen. Nicht aber hier in Battambang, nicht in Kambodscha.

Wenig später ist uns auch klar geworden, warum die Fahrt in die Stadt so günstig war - die Tuk-Tuk Fahrer hoffen darauf, dass sie für eine Tagestour gebucht werden. Warum auch nicht. Yaya hat uns einen Tagespreis von 15 US$ für uns vier angeboten, sagte uns aber im gleichen Atemzug, dass er uns auch für weniger fahren würde. Und als wir ihm zugesagt haben, ist er wie ein Kind rum gehüpft und man hat ihm die ehrliche Freude angemerkt. Wie süß :-). Gehandelt haben wir in diesem Fall nicht. 

Am nächsten Tag stand dann Touri Programm an. Wenn man in Battambang ist, muss man mit der berühmten Norry fahren. Der „Bamboo Train“ dient als Fortbewegungsmittel für viele Dorfbewohner. Heutzutage werden sie unter anderem als Touristen Attraktion benutzt. Und so saßen wir, gemeinsam mit unserem Zugführer, auf der Bambusplattform, die von einem 6 PS-Motor angetrieben wird. Auf die Plätze, fertig, los. Mit bis zu 50km/h bretterten wir über geflickte Gleise, die von der Hitze verbogen waren. Ein riesiger Spaß auf der 7 Kilometer langen Strecke, der auch viele Einblicke in die ländliche Region gibt. 

Was passiert eigentlich, wenn man auf der eingleisigen Strecke Gegenverkehr hat? Ganz einfach - der Leichtere hat verloren und muss abladen, Plattform zur Seite stellen, die zwei Achsen hinterher und von der Schiene weg. Da hatten wir aber Glück, da wir zu viert - nein, nicht zu schwer - waren. Im Dorf angekommen war Pause angesagt. Zumindest für den Fahrer. Wir wurden freundlich aufgefordert Getränke oder Souvenirs zu kaufen. Kleine Mädchen boten uns Armbändchen und aus Blätter angefertigte Grashüpfer an. Natürlich schlugen wir die Kaltgetränke bei diesem heissen Wetter nicht aus. Die Grashüpfer und T-Shirts haben wir aber dankend abgelehnt. Aber mit Nicki und Juggy findet jeder auf dieser Welt immer dankbare Käufer. Nach der Erfrischung und Shopping ging es wieder zurück zum Norry-Bahnhof, wo uns Yaya wieder in Empfang nahm. Yaya ist aber nicht nur Tuk-Tuk Fahrer sondern auch Reiseführer. Er besticht durch sein Wissen um Battambang und seiner Heimat Kambodscha. So zeigte er uns noch den alten Bahnhof und die Da Tambong Statue, nach der die zweitgrößte Stadt Kambodschas und die Provinz auch benannt wurde - Da Tambong - Battambang - bevor er uns gegen Mittag am Hotel absetzte.

Am Nachmittag hatten wir dann die Ehre mit einem der ältesten Tuk-Tuk Fahrer Battambangs zu fahren. Es war Yaya´s Papa, der die Rennen um die Kundschaft an den 7 kleinen Busbahnhöfen von Battambang nicht mehr mitmachen kann. Er brachte uns zu dem Berg Phnom Sampeau, der sich ca. 12km außerhalb der Stadt befindet und einem Schiff ähnelt. Dieser strahlt so eine Ruhe und Schönheit aus, wäre da nicht die dunkle Vergangenheit durch die sogenannten Killing Caves. Die Höhlen, die sich hier befinden, wurden während des Pol Pot Regimes als Massengrab und Schlachtplatz für Männer, Frauen und sogar Kinder verwendet. Bevor wir in die Höhle gingen trafen wir auf zwei Holländer, die einen Führer engagiert haben, der die Zeit als Gefangener auf den Feldern Battambangs überlebte und hiervon berichtete. Völlig fassungslos und ohne jegliche Regung hörten wir ihm zu. Der Weg runter in die Höhle, mit dem Blick hinauf zu dem Punkt, wo Menschen aller Voraussicht nach einfach tot oder halbtot hinunter geworfen wurden, war mehr als beklemmend. Hinzu kam noch der Anblick der Gebeine einiger Opfer, die hier an diese Unmenschliche Zeit erinnern. Bedenkt man, dass der Vietnam Krieg und die Zeit der Roten Khmer fast ohne Übergang die Einwohner Kambodschas heim gesucht haben, dann fehlen einem die Worte. Natürlich hatte das eine auch mit dem anderen zu tun. Wer mehr darüber wissen will kann sich hier mal einen kleinen Überblick holen.

Aber außer dieser grausamen und traurigen Geschichte hat dieser Berg auch etwas schönes zu bieten. Kurz vor der Dämmerung kommen aus einer Höhle hunderttausende von Fledermäusen geflogen. Ein tierisches Spektakel und ein freundlicher Abschluss für den heutigen Tag.

Am nächsten Tag haben wir die Stadt ein bisschen zu Fuß erkundigt und die Tickets nach Phnom Penh besorgt. Auf geht's in die Hauptstadt!




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